Resilienz und Diversity
Bis September 2023 war ich Co-Leiter*in der Professur für Pädagogische Psychologie mit Schwerpunkt Entwicklung und Erziehung ad interim an der PH FHNW. Weiterhin doziere ich an der PH FHNW in der Lehrpersonenausbildung der Sekundarstufe I & II und unterrichte zusätzlich das Fach Psychologie und Pädagogik am Gymnasium. Seit Winter 2022 amtiere ich im Vorstand des Jungen Theater Basel (JTB). Desweiteren habe ich am Institut für Bildungswissenschaften an der Universität Basel mit einer Arbeit zu Resilienz und Bildungsgerechtigkeit promoviert. Das Fazit meiner bisherigen Forschung lässt sich auf zwei Erkenntnisse runterbrechen: Erstens, "Resilienz [wird] in erster Linie als Qualität der Umwelt und erst an zweiter Stelle als eine Qualität des Menschen verstanden, der versucht, das Beste aus dieser Umwelt herauszuholen […]” (Ungar et al., 2013, S. 17) und zweitens, die gerechte Verteilung von Bildungschancen ist in der Schweiz noch nicht erreicht (Becker & Schoch, 2018) und scheitert weiterhin an den gegebenen Schulstrukturen (Lisi, 2020).
Aufgrund meiner Ausbildung als Sozial- und Organisationpsycholog*in (M. Sc.), Bildungswissenschaftler*in (PhD) und Lehrperson im Fach Psychologie und Pädagogik (Sek II), sowie meiner künstlerischen Erfahrungen als Theaterregisseur*in, Supervisor*in und Coach (i.A. @ZHdK & FHNW) interessiere ich mich für nachhaltige Arbeits-, Lern- und Bildungsprozesse und deren Voraussetzungen in unterschiedlichen Kontexten.
Konkret bedeutet dies, dass Umgebungen im besten Fall auf verschiedene Arten und Weisen Gelegenheiten zur Erfahrung von Zugehörigkeit, Selbstwirksamkeit, Wertschätzung und Sinn bieten können (Lisi, 2022).
Projekte
Projekt FEEL GOOD INC. - Awarenessteam von, mit und für Schüler*innen und alle anderen
Ein Gymnasium in Basel ist die erste Schule, die ein Bottom-up Awareness Team an ihrer Schule aufbaut, das von mir sowohl inhaltlich als auch theaterpädagogisch begleitet wird. Die Schüler*innen bestimmen fortlaufend in regelmässigen Treffen, welche Themen für sie relevant sind und was die Schule ihrer Ansicht nach adressieren sollte (z.B. Einsamkeit, mehr Freude, Anti-Mobbing etc.). Jedes Awareness Team (vielleicht werden bald mehrere Schulen teilnehmen (kontaktieren Sie mich!)) bekommt einen eigenen Namen. Die Schüler*innen des ersten Awareness Teams haben dieses «FEEL GOOD INC.» benannt. FEEL GOOD INC. besteht also aus Schüler*innen aller Altersstufen und Klassen und organisiert unter meiner Moderation regelmässig kreative und theaterpädagogische Aktionen für die ganze Schule (z.B. die pop-up Nagellack-Bar, das 10i-Pausen-Yoga, die 1. Klässler*innen mit Sound und Strassenkreide begrüssen etc.). Ziel ist es, durch echte Partizipation und Kooperation die Resilienz der Schüler*innen zu stärken und damit ihre psychische Gesundheit zu fördern. Dies gelingt dadurch, dass FEEL GOOD INC. das ganze Schuljahr aktiv ist, die Themen somit präsent bleiben und sie selbst als Multiplikator*innen von Informationen (Weitergabe von wichtigen Adressen und Nummern etc.) ansprechbar werden.
Video Begrüssung 1. Klässer*innen 2024
Video Begrüssung 1. Klässer*innen 2023
Video pop-up Nagellack-Bar (s.u.)
Projekt INGE K. - Intersektionale Geschlechterkompetenz in der Lehrpersonenaus- und -weiterbildung
Das Projekt entwickelt ein Weiterbildungsmodul für Lehrpersonen (INGE K.), um die komplexen Zusammenhänge zwischen verschiedenen, sich überschneidenden Kategorien von Diskriminierungen («Intersektion») in der Schule kenntlich zu machen und sie letztlich aufzulösen. Das Thema Intersektionalität steht also im Zentrum, wobei hauptsächlich auf vier Arten der überschneidenden Diskriminierung eingegangen wird: Sexismus, Rassismus, Klassismus und Ableismus. Um das evidenzbasierte Weiterbildungsmodul INGE K. zu entwickeln und zu erproben, wird es mit angehenden Lehrpersonen mehrfach durchgeführt und evaluiert. INGE K. steht für intersektional ausgerichtete Geschlechterkompetenz.
Ziele:
Kurzfristig: Sensibilisierung von pädagogischem Fachpersonal bezüglich der Reproduktion von Geschlechtsstereotypen bei Kindern und Jugendlichen. Das heisst, Kinder und Jugendliche ermutigen, ihre eigene Persönlichkeit, ihre Fähigkeiten und Interessen zu erkunden, ohne dafür gesellschaftliche Sanktionen erdulden zu müssen (bspw. Ausgrenzung, Diskriminierung, etc.).
Mittelfristig: Inklusives pädagogisches Konzept (partizipativ) erarbeiten und bereitstellen, um Diskriminierung in der Schule zu senken.
Langfristig: Erhöhung der psychischen Gesundheit, Senkung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie der Suizidrate von (jungen) Männern, Reduktion des Fachkräftemangels bspw. im Bereich MINT.
Diversitätssensibles Material
Durch den Pilot entstandenes Material: Literatur, Tipps, Erklärmodelle etc.
Verwandte Projekte aus Deutschland und UK:
Weshalb Geschlechtersensible Pädagogik?
Grossangelegte Studien aus Grossbritannien legen nahe, dass Geschlechterstereotypen neben sozialen Ungerechtigkeiten auch einen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit von Menschen haben, insbesondere in puncto Essstörungen, Körperbild, Suizidrate bei Männern und Gewalt gegen Frauen und Mädchen (Smithers 2020). Überdies, so Smithers (2020), zeigen die Analysen, dass die Geschlechterstereotypen auch bei Karriereentscheidungen wirksam werden und für den sogenannten Gender Pay Gap mitverantwortlich sind. Sam Smethers (2020) von der Fawcett Society, welche sich schon seit 1866 für die Gleichstellung von Frauen engagiert und relevante Forschungsergebnisse präsentiert, formuliert pointiert: “Gender stereotyping is everywhere and causes serious, long-lasting harm – that’s the clear message from the research for the commission. From ‘boys will be boys’ attitudes in nursery or school, to jobs for boys and jobs for girls views among some parents, these stereotypes are deeply embedded and they last a lifetime. We need to end the ‘princessification’ of girls and the toxification of boys.”
Literatur:
Smethers, Sam (2020). Key findings from the report. The Fawcett Society. Zugriff am 22. Dezember 2020 unter http://www.fawcettsociety.org.uk/news/gender-stereotypes-significantly-limiting-childrens-potential-causing-lifelong-harm-commission-finds.
Smithers, Rebecca (2020). Gender stereotyping is harming young people's mental health, finds UK report. Fawcett Society urges government to tackle stereotypes in education and advertising. The Guardian, Mental Health. Zugriff am 22. Dezember 2020 unter http://www.theguardian.com/society/2020/dec/15/gender-stereotyping-is-harming-young-peoples-mental-health-finds-uk-report?fbclid=IwAR2VnzwQWvJxSGFOfYuES0WO9d1Vzq7hez1N4GzjQLphZbbAYli2_Qpu2VY.
Wie:
Kontakt: mail@sabrinalisi.ch